Geschichte
Über lange Zeit wurde die Seelsorge in Thomatal durch den Pfarrer von St. Michael beziehungsweise dessen Hilfsgeistliche versehen. Nachdem es bereits 1671/72 erste Überlegungen zur Anstellung eines eigenen Priesters für Thomatal gegeben hatte, brachte Archidiakonalkommissär Sebastian Schallhammer das Vorhaben durch eine von ihm selbst vorgenommene Stiftung schließlich zur Umsetzung. Der Stiftungsbrief für das Vikariat Thomatal datiert vom 24. Oktober 1738. In bayerischer Zeit wandelte König Maximilian Joseph I. von Bayern durch sein Reskript vom 9. Jänner 1813 das Vikariat in eine Expositur um, eine Namensänderung, die freilich an den tatsächlichen Verhältnissen nichts zu ändern vermochte. Mit 1. Juli 1891 wurde Thomatal schließlich zur eigenständigen Pfarre erhoben.
Das 20. Jahrhundert war in seiner zweiten Hälfte vor allem durch die Wirksamkeit Pfarrer Valentin Pfeifenbergers (1914-2004) geprägt, der von 1956 bis 2004 als Pfarrer in Thomatal tätig war und weit über die Grenzen des Lungaus hinaus Bekanntheit besaß.
Seine Pensionierung beziehungsweise sein noch im selben Jahr erfolgter Tod sorgte 2004 für einen markanten Einschnitt in der Kirchengeschichte Thomatals. Nach mehr als 250 Jahren war es in der Folge nicht mehr möglich, Thomatal wieder mit einem eigenen Geistlichen vor Ort zu besetzen. Die seelsorgliche Betreuung der Pfarre erfolgte daher von da an wieder excurrendo, wobei im Unterschied zu den Jahren vor 1738 die rechtliche Eigenständigkeit des Seelsorgsbezirkes bislang uneingeschränkt erhalten blieb.
Schließlich kam es im Zuge der territorialen Neuordnung der Erzdiözese Salzburg mit Rechtswirksamkeit vom 1. Jänner 2009 zur Umschreibung von Pfarrverbänden. Die Pfarre Thomatal bildet dabei mit den Pfarren Tamsweg, Ramingstein, Unternberg, Lessach und Seetal einen solchen Pfarrverband.
Der territoriale Umfang der Pfarre Thomatal hat sich seit der Errichtung des Vikariats nur mehr unwesentlich verändert. 1813 mussten nämlich fünf Häuser der Ortschaft Pichlern nach St. Margarethen abgetreten werden. Seit damals deckt sich der kirchliche Sprengel mit den heutigen Grenzen der politischen Gemeinde Thomatal.
Baugeschichte
Die Anfänge der Pfarrkirche Thomatal verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Ob dem Bau, wie eine alte Sage zu berichten weiß, tatsächlich ein römischer Kultbau vorausgegangen ist, kann heute nicht mehr wissenschaftlich begründet entschieden werden.
Die Kirche selbst dürfte spätestens im 13. Jahrhundert bestanden haben, auch wenn sie erst um 1470 erstmals urkundlich Erwähnung fand. 1523 war jedenfalls bereits ein eigener Friedhof vorhanden.
Das heutige Erscheinungsbild der Kirche weist augenscheinlich drei zu unterschiedlichen Zeiten entstandene Baukörper auf. Der älteste Teil ist dabei das noch in romanischer Formensprache gehaltene Langhaus, an das in gotischer Zeit leicht seitlich versetzt ein neuer und gegenüber dem Langhaus höherer Chor angefügt wurde. Zuletzt erhielt der Kirchturm seine heutige Gestalt, der 1735 mit einem Barockhelm gekrönt wurde und heute vier Glocken in sich birgt.
Die Ausstattung der Kirche besteht unter anderem aus dem 1771 entstandenen Hochaltar, dessen Altarblatt den Heiligen Georg zeigt. Der nördliche Seitenaltar stammt aus der Zeit um 1740 und bietet ein Marienbild, während der südliche Seitenaltar 1706 geschaffen wurde. Lediglich das Altarbild, das den Heiligen Josef darstellt, stammt aus dem Jahr 1885.
Ergänzt wird die Ausstattung durch die Kanzel, den Taufstein, die Kreuzwegstationen und die Orgel, die aus dem Jahr 1883 stammt.
Erwähnenswert sind zudem die Deckengemälde im Langhaus, für die Seraphin Lederwasch verantwortlich zeichnete.
Die Kirche ist bis heute nicht an das Stromnetz angeschlossen, womit nicht nur eine besondere Stimmung bei Abendgottesdiensten verbunden ist, sondern auch ein erhöhter Aufwand an menschlichem Einsatz.
Nebengebäude
Der nördlich der Kirche gelegene Pfarrhof wurde in den Jahren unmittelbar nach der Errichtung des Vikariats 1738 erbaut.